Die Bürgschaft Schiller

Die Bürgschaft Schiller

September 29, 2025 0 Von fares87

📖 Inhaltsangabe

Schillers Ballade „Die Bürgschaft“ (1798) erzählt die Geschichte von Damon, der den Tyrannen Dionysios töten will. Sein Anschlag misslingt, und er wird gefangen genommen. Zum Tod verurteilt, bittet er um drei Tage Aufschub, um seine Schwester zu verheiraten. Als Sicherheit bietet er seinem Freund als Bürgen an, der in der Zwischenzeit an seiner Stelle inhaftiert wird und sterben soll, falls Damon nicht rechtzeitig zurückkehrt.

Dionysios gewährt dies, und Damon eilt davon. Auf dem Weg zurück wird er von Naturgewalten und Gefahren aufgehalten: Ein reißender Fluss, ein Räuberüberfall, sengende Hitze. Doch er überwindet alles und kehrt in letzter Minute zurück, um sein Versprechen einzulösen und anstelle des Freundes zu sterben. Die Treue und Freundschaft der beiden Männer beeindrucken den Tyrannen so sehr, dass er sie begnadigt und selbst ihre Freundschaft zu gewinnen sucht.

Die Bürgschaft Schiller - Video

Die Bürgschaft Schiller Interpretation

🔎 Interpretation

Die Ballade behandelt zentrale Themen der Aufklärung und Klassik:

  • Freundschaft und Treue: Die innige, fast übermenschliche Bindung zwischen Damon und seinem Freund steht im Zentrum. Sie wird zur moralischen Kraft, die selbst ein Tyrannenherz erweicht.

  • Opferbereitschaft: Beide Freunde sind bereit, ihr Leben füreinander zu geben. Diese Haltung übersteigt egoistische Motive und wirkt exemplarisch.

  • Macht und Humanität: Der grausame Dionysios wird durch das Beispiel menschlicher Größe verwandelt. Schiller zeigt, dass selbst Tyrannei durch Moral und Tugend überwunden werden kann.

  • Ideale der Weimarer Klassik: Harmonie, Tugend und die Erziehung des Menschen zu moralischer Größe prägen die Botschaft.

Die Ballade wirkt fast wie eine Parabel: Nicht Gewalt, sondern menschliche Integrität und sittliche Größe können Herrschaft verändern.

🏛 Historischer Hintergrund

  • Entstehung: „Die Bürgschaft“ entstand 1798, in Schillers „Balladenjahr“. In dieser Zeit arbeitete er eng mit Goethe zusammen. Gemeinsam entfachten sie in Weimar eine produktive Schaffensphase, die den Höhepunkt der Weimarer Klassik markiert.

  • Vorlage: Die Geschichte basiert auf einer antiken Anekdote aus der Philosophie des Pythagoras und wurde bereits von Autoren wie Cicero überliefert. Schiller griff sie auf, um klassische Ideale von Tugend und Freundschaft dichterisch neu zu gestalten.

  • Zeitgeist: Ende des 18. Jahrhunderts waren Themen wie Freiheit, Tyrannei, Moral und die Überwindung politischer Willkür sehr aktuell – geprägt durch die Französische Revolution (1789) und deren Nachwirkungen.


👤 Schillers Alter und Lebensumstände

  • Alter: Schiller wurde 1759 geboren. 1798, als er „Die Bürgschaft“ verfasste, war er 39 Jahre alt.

  • Lebensort: Zu dieser Zeit lebte er in Weimar. Seit 1787 war Weimar sein Lebensmittelpunkt, wo er eng mit Goethe zusammenarbeitete.

  • Lebensumstände: Schiller war gesundheitlich stark angeschlagen (chronische Lungenerkrankung), aber zugleich in einer seiner produktivsten Schaffensphasen. Neben den Balladen arbeitete er auch an großen Dramen (u. a. „Wallenstein“). Die Zusammenarbeit mit Goethe inspirierte ihn zu einer literarischen Hochblüte.


✨ Fazit

„Die Bürgschaft“ ist eine klassische Freundschafts- und Tugendballade. Sie verbindet antike Überlieferung mit den Idealen der Weimarer Klassik. Schiller zeigt, dass wahre menschliche Größe nicht in Macht oder Gewalt liegt, sondern in Treue, Moral und Opferbereitschaft. Entstanden 1798, spiegelt die Ballade Schillers reife Weltanschauung wider, als er in Weimar mit Goethe eine der bedeutendsten Epochen deutscher Literaturgeschichte prägte.